Berlusconis letzter Strohhalm Zensur

Verbindungen zur Mafia, Orgien, Amtsmissbrauch, Sex mit Minderjährigen, religiöse und ausländerfeindliche Hetze, Steuerhinterziehung – die Skandale um Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sind zahlreich und bringen dem kleinen Land mehr internationale Aufmerksamkeit als seine Wirtschaft oder Kultur.

Italiens Premierminister Silvio Berlusconi

Um die kommenden Wahlen trotz aller Affären und Vergehen doch noch als Sieger zu beenden, wird sich der Premier nun seiner umfassenden Medienmacht bedienen. Seine drei Privatsender sollen den Wahlkampf mit politischen Talkshows begleiten.

Soweit, so ungewöhnlich. Doch wie bekommt ein Mensch wie Berlusconi das ungeliebte, kommunistisch unterwanderte Staatsfernsehen in den Griff?

Er erlässt ein Dekret, das den staatlichen Medien (und nur diesen) die kritische Berichterstattung für die Zeit des Wahlkampfes untersagt! Polemik, Diskussionen und Streitgespräche sind verboten. Zudem dürfen Diskussionssendungen nur Politiker einladen, die dem Duce – Verzeihung, Premier! – gewogen sind.

Nebenbei kann Silvio mit diesem Schachzug auf steigende Einschaltquoten für seine "unzensierten" Privatsender hoffen. Der Politiker Berlusconi ebnet dem Privatmenschen Berlusconi nicht zum ersten Mal mit Erlassen den Weg – eine unheilige Verquickung von Medienmacht und Politik.

Nachtrag vom 16.03.2010:
Neue Ermittlungen gegen Berlusconi

Quelle: Deutschlandfunk (Audio)