Mathias Döpfner von Axel Springer und das iPad von Apple

Wahrscheinlich verdienen es Verlage einfach nicht besser: der Niedergang des traditionellen Journalismus wird weder durch die panische Umstellung auf Bezahlinhalte im ersten Gratismedium der Geschichte noch durch das als Gral des 21. Jahrhunderts angehimmelte iPad aufzuhalten sein.

Dies ist wirklich der Beginn einer neuen Ära. Jeder Verleger auf der Welt sollte sich einmal am Tag niedersetzen, beten und Steve Jobs dafür danken, dass er damit die Verlagsindustrie rettet.

Menschen wie Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner (bekennender Applefan) machen mit Aussagen wie dieser, getätigt in der amerikanischen Talkshow Charlie Rose, klar, dass Sie die Gründe für ihre missliche Lage wohl nicht verstehen. Auch Rupert Murdoch, Chef der News Corporation, und andere Entscheider der Branche glauben an ihren neuen Gral. Ihre unreflektierte Messiasverehrung von Steve Jobs lässt jedoch außer Acht, das weder das iPad noch irgendein anderes Produkt von Apple jemals eine Branche gerettet haben.

Durch eisern diktierte Verträge verdienen sich am iPhone nicht etwa wie erhofft jene Telefonkonzerne eine goldene Nase, die es durch Apples Anbietercasting geschafft haben, sondern Apple selbst. Auch iTunes saniert keineswegs die nach wie vor angeschlagene Musikindustrie. Zu hoch ist der Anteil, den Künstler und Vertriebe an Apple abführen müssen.

Und beim iPad? Da beträgt die Umsatzbeteiligung stolze 30%. Dass das eine ganze Stange Geld bedeutet, das versteht und bemängelt sogar Mathias Döpfner. Darüber müsse man sich noch einmal mit Apple unterhalten.

Anders als der Chef des Axel-Springer-Konzerns würde ich bei Kosten von $ 500 bis 830 (plus $ 15-30 für den Vertrag) für ein iPad übrigens nicht von einem massenmarkttauglichen Preis sprechen. Es werden wie beim iPhone vorallem drei Gruppen sein, die das iPad kaufen:

  • Hipster, die alles haben müssen, was neu oder cool ist
  • Fanbois, die ungesehen alles kaufen, was von Apple ist
  • Menschen jenseits der 30, die hoffen, mit einem Apple-Produkt jung und designaffin zu wirken

Dennoch wird es spannend sein, wie sich das iPad gegen die bereits bestehende Konkurrenz durchsetzt und was die Veränderungen am Markt für die strauchelnden Verlage bedeuten. Spannende Zeiten.

Quelle: Das komplette Interview mit Mathias Döpfner (Video, englisch), Axel-Springer-Chef: Das iPad rettet die Verlagsbranche

Nachtrag vom 12.04.2010: Interessante Lektüre gibt es mit dem Artikel Eine Woche mit dem iPad auch auf dwdl.de.