Nachtrag zur Selbstzensur von Bewertungsportalen

Mich hat ein Kommentar zu meinem Artikel Von Fake-Bewertungen und Selbstzensur erreicht, den ich mit Erlaubnis des Autors veröffentlichen möchte:

Neben Jameda gibt es noch 2 weitere relevante Bewertungsportale: Qype und DocInsider.

1. DocInsider bietet interessierten Ärzten gegen eine Monatsgebühr von 40 Euro eine DocInsider-Doktoren-App an. Offizielle Funktion ist, diese App im Empfangsbereich Kunden zur Verfügung zu stellen, um sofort und anonym den Arzt zu bewerten.

Bisher wurde diese App mehrfach an Ärzte ausgegeben, jedoch noch nie in einer Praxis gesehen, was nahelegt, dass diese App auf dem Schreibtisch des Arztes liegt und der Arzt sich selbst bewertet.

Alle bei DocInsider in den Top5 befindlichen Ärzte haben diese App gekauft.

Desweiteren löscht DocInsider genau wie Jamenda jede negative Bewertung auf Bitten des Arztes. Das hat aber 2(!) Gründe:

  • Ärzte haben Geld und sind als digitale Migranten gerngenommene Milchkühe.
  • Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Architekten usw. unterliegen in Deutschland einem besonderen Berufsrecht. Bei Standesberufen wie diesen gilt der Grundsatz, dass der Laie den Fachmann nicht beurteilen kann.

2. Qype braucht auch Geld, und in nahezu jeder Kategorie sind die Top5 auch immer zahlende Kunden. Auch hier sind es ca. 40 Euro pro Monat.

Zitat von Qype:

Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Architekten usw. unterliegen in Deutschland allerdings einem besonderen Berufsrecht. Bei Standesberufen wie diesen gilt der Grundsatz, dass der Laie den Fachmann nicht beurteilen kann.

Auch wenn es natürlich grundsätzlich wünschenswert ist, wenn auch Ärzte, Rechtsanwälte und Co. auf Qype bewertet werden – die folgenden Punkte darfst Du dabei nicht anzweifeln, ohne Dich strafbar zu machen:

  • ist jemand kompetent oder inkompetent
  • ist jemand Profi oder Amateur
  • verdient jemand seinen Doktortitel
  • ist die Behandlung gut oder schlecht
  • ist die Arbeit eines Architekten/Rechtsanwaltes amateurhaft
  • usw.

Ohne Probleme hingegen kannst Du berichten über:

  • Öffnungszeiten, Wartezeiten, Erreichbarkeit
  • Freundlichkeit & Service
  • Einrichtung & Atmosphäre
  • eigene Erlebnisse, das jedoch nur, ohne die Kompetenz des Bewerteten anzuzweifeln. Du darfst zwar beispielsweise schreiben: Ich fühlte mich vorher schlecht und danach noch schlechter, aber dabei darf nie die Kompetenz des Arztes angezweifelt werden!

Kurzum, es ist nach deutschem Recht nicht legal, die Qualität einer Behandlung als Patient zu beurteilen – selbst wenn das falsche Bein amputiert wurde.

Was bedeutet das für den User noch?

  • KEINE Bewertung auf einer deutschen Plattform ist hilfreich.
  • Wer Ärzte beurteilen will, sollte das auf Plattformen in Ländern mit Meinungsfreiheit und nicht in der BRD machen.

Was kann man machen?

Qype wurde von Yelp gekauft und verschwindet hoffentlich bald in der Versenkung, denn Yelp hat seinen Sitz in Irland, und dort gibt tatsächlich Meinungsfreiheit wie in einer echten Demokratie (http://www.yelp.de/contact).

Auch GooglePlaces bietet die Möglichkeit Ärzte zu bewerten, und der Geschäftssitz ist außerhalb Deutschlands.

Vllt noch diese hier: http://www.pcworld.com/article/249770/beyond_yelp_which_user_review_services_matter_.html

So, das wars, denn ich bin auch END angepisst, dass meine Arztbewertungen dauernd gelöscht werden.

Mehr: Laut Internet-Law hat das Amtsgericht Duisburg anfang des Monats Beugehaft gegen einen Onlineredakteur von Klinikbewertungen.de verhängt, weil dieser sich weigerte, die Nutzerdaten zu einer negativen Bewertung herauszugeben.