Das sexistische Netz
Eine Studie des PewResearch Internet Project hat das hochaktuelle Thema der Belästigung via Internet untersucht. Dabei hat man zwischen 6 Arten der Belästigung unterschieden (Übersetzungen von mir):
- Called offensive names (Beleidigung)
- Purposefully embarassed (gezieltes Bloßstellen)
- Physically threatened (Androhung körperlicher Gewalt)
- Harassed for a sustained period (Belästigung über lange Zeit)
- Stalked (Stalking)
- Sexually harassed (sexuelle Belästigung)
Die Täter
Ergebnis: in 4 der 6 Kategorien sind die meisten Opfer männlich. Lediglich die beiden letzten Arten, Stalking und sexuelle Belästigung, werden von mehr Frauen als Männern gemeldet.
Die Opfer
Zu den Tätern sagt die Studie:
A plurality of those who have experienced online harassment, 38%, said a stranger was responsible for their most recent incident and another 26% said they didn’t know the real identity of the person or people involved. Taken together, this means half of those who have experienced online harassment did not know the person involved in their most recent incident.
Damit widerspricht die Studie bereits in zwei zentralen Punkten allem, was deutsche oder US-amerikanische Medien in der Regel über dieses Thema verbreiten: Opfer sind nicht vorallem weiblich (im Gegenteil), und es gibt (zumindest in dieser Studie) keinen Hinweis darauf, dass Täter vorallem männlich sind.
Die im deutschen Raum vielleicht bekanntesten Phänomene zu dem Thema, #Aufschrei und #Gamergate, hatten zuletzt ein ganz anderes Bild gezeichnet †das des frauenfeindlichen Internet, in dem Männer Jagd machen auf alle weiblichen Wesen.
Die Medien
Und was machen die Medien
aus der Studie? Women Suffering Online Harassment Worse Than Men.
Was soll man dazu noch sagen? Wie kann eine Publikation die Wahrheit ohne schlechtes Gewissen so augenscheinlich verdrehen?
Keine weiteren Fragen.
Fazit
Für mich ist diese Studie ein weiterer Beleg für das, was ich an anderer Stelle schon zu dem Thema gesagt habe: wir haben ein Troll-Problem. Das Phänomen auf Sexismus (gegen Frauen) zu begrenzen, wird der Wirklichkeit nicht gerecht.
Für jeden Spruch, der als sexistisch interpretiert werden kann, lese ich täglich dutzende rassistische, antisemitische oder homophobe Beleidigungen. Dass niemand auch nur darüber berichtet, kann ich mir nur so erklären, dass die entsprechenden Leute sich dafür nicht zuständig fühlen oder keine Ahnung haben von den Bereichen, um die es zum Beispiel beim #Gamergate geht.
Quelle: Slate Star Codex